Watzlawick in der systemischen Organisationsberatung und im systemischen Management

Von Olaf Walter

In der systemischen Beratung beschäftigen wir uns mit der Beobachtung von Organisationen und Arbeitssystemen. In diese eingebettet treffen wir auf Menschen, die miteinander in sozialen Systemen arbeiten, das heißt interagieren. Wenn wir uns als Beobachter dieser Systeme verstehen, so ist es unsere Aufgabe mittels dieser Beobachtungen taugliche Hypothesen zu bilden auf denen Interventionen geplant und durchgeführt werden und wir deren Auswirkungen auf das beobachtete System und dessen Umwelten, wie etwa den Markt oder die Mitbewerber betrachten und daraus wiederum neue Hypothesen ableiten etc.

Als Basis des Austausches innerhalb dieser Systeme dienen die Kommunikationen. Sie sind die verbindenden Elemente und damit die Voraussetzung für die strukturellen Kopplungen innerhalb des Systems.

Für uns als Berater, Coaches etc. ist ein Verständnis von Kommunikation, deren Formen und Ausprägungen von immenser und zentraler Bedeutung. Hier finden wir Ursachen und Wirkungen von Missverständnissen, Konflikten, Störungen und Widersprüchlichkeiten. Hier wird offenbar welche Qualitäten der menschlichen Beziehungen untereinander von Relevanz sind und welche Bedeutungen den einzelnen Rollen, Funktionen, Aufgaben etc. zugemessen werden.

Watzlawicks Erklärungsprinzipien und -modelle bieten uns die Möglichkeit diese Kommunikationen verstehbar zu machen, deren Motivationen nachzuvollziehen und uns in den Systemen unserer Klienten zu orientieren. Wir erkennen die Logik und Regeln, ja sogar die Kultur des beobachteten Systems über die Strukturen und Muster der impliziten Kommunikationen. 

Watzlawicks Verdienst besteht darin komplexe Sachverhalte in eine verstehbare Theorie gekleidet zu haben, die in der täglichen Praxis Anwendung finden und nutzbar gemacht werden kann. Er hat mit seinem Forschungs- und Erkenntnisdrang die Grundsteine für die moderne Kommunikationstheorie gelegt. Dabei sind Eigenschaften wie Fleiß, Präzision und die Würdigung seiner Quellen als herausragende Charaktermerkmale ein Vorbild für uns, die sich weiter mit solcher Materie beschäftigen. 

Anhand seiner Axiome kann ich als Berater, Coach etc. Formate und Methoden, die ich in der täglichen Arbeit anwende reflektieren und anpassen. Der pragmatische Zugang von der Theorie zur Praxis ist eine wertvolle Unterstützung für meine Arbeit als Berater.

Was mich besonders fasziniert, ist, dass über Watzlawick ein organisierter Zugang zu den Erkenntnissen Batesons möglich wird. Über Watzlawick wird für mich eine Verbindung zu den Gedanken und tiefgreifenden Überlegungen von Bateson hergestellt und in eine logische Form gebracht, die in mein praktisches Denken einfließen können. Dafür bin ich sehr dankbar, denn ich kann das freiere assoziative Denken Batesons besser nachvollziehen.

Watzlawick ist mit seinen Werken „Menschliche Kommunikation“ und „Lösungen“ als Initiator systemischen Denkens in den Kontexten von systemischer Organisationsberatung und systemischem Management zu sehen. Er repräsentiert theoretischen Hintergrund, fundierte Quelle und beeinflusst bis heute maßgeblich die Weiterentwicklung systemischer Denkformen.

ZUM AUTOR: Olaf Walter, M.A. ist systemischer Berater, Lehrbeauftragter an der TU Kaiserslautern, Dozent, Lehrtrainer, MasterCoach sowie Geschäftsführer eines Beratungsunternehmens.

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