Zum 2. Axiom der „Menschlichen Kommunikation“: ‹Dieser Apfel ist rot› ist eine Aussage über eine Eigenschaft dieses Apfels. ‹Dieser Apfel ist größer als jener› ist eine Aussage, die sich auf die Beziehung zwischen den beiden Äpfeln bezieht und die daher nichts mit dem einen oder dem anderen Apfel allein zu tun hat. Die Eigenschaft des Größerseins ist keine Eigenschaft eines der beiden Äpfel, und es wäre glatter Unsinn, sie einem der beiden zuzuschreiben.» Bateson greift diese wichtige Unterscheidung (nach Russell/Whitehead) später auf, so Watzlawick, und entwickelt sie als Objekt- und Beziehungsebene weiter. Das alles kann in ein Beziehungsdilemma münden, das Watzlawick wie folgt auf den Punkt bringt: «Wenn du mich liebtest, würdest du gern Knoblauch essen.» So wird aus einem Apfel ein Knoblauch und die Erkenntnis, was unsere Alltagskommunikation doch bewirken kann, wenn man ihre Regeln durchschaut hat. (auf Basis von: Die Anleitung zum Unglücklichsein, Piper Verlag)


«‹Kommunikativ› soll hier als Eigenschaftswort jenes Aspektes unserer Welt stehen, dessen Wirklichkeit dadurch geschaffen wird, dass – als ‹Entitäten im weitesten Sinne – vor allem natürlich Menschen zueinander in Beziehung treten und aufeinander einzuwirken beginnen. Das Ergebnis dieser Interaktion oder, einfacher ausgedrückt, das Wesen jeder Beziehung ist trotz seiner Unmittelbarkeit und Alltäglichkeit schwer erfassbar. Was sich nämlich sogar dem klassischen, linear-kausalen Denken der Wissenschaft (von unserem schlampigen Alltagsdenken ganz zu schweigen) entzieht, ist, was die Biologen das Phänomen der ‹Neubildung› (la qualité émergente) nennen. Damit soll gesagt sein, dass das Wesen jeder Beziehung (und daher aller Interaktion und Kommunikation) immer schon mehr und anders geartet ist als die bloße Summe der Elemente, die die Kommunikanten in die Beziehung hereinbringen.» (in Watzlawick/Nardone: Kurzzeittherapie und Wirklichkeit. Eine Einführung; Piper Verlag)


«Die Leidenden, seien es nun Einzelmenschen, Paare, Familien oder noch größere menschliche Systeme wie zum Beispiel Nationen sind in ihrem eigenen Weltbild gefangen; sie spielen, was wir in der Kommunikationsforschung ein Spiel ohne Ende nennen, das heißt ein Spiel, das keine Regeln für die Änderung seiner eigenen Regeln oder für die Beendigung hat; ein Spiel, dessen erste Regel – in Alan Watts Worten – lautet: Dies ist kein Spiel, dies ist todernst. Es ist ein selbstrückbezügliches Universum, das sich in seinem In-sich-selbst-gekehrt-Sein ununterbrochen leidvoll in der alten Weise erneuert, «denn in diesem Universum», wie Koestler (1954) das einmal formulierte, «beginnt die Zeitrechnung nach jedem Streit und jeder Versöhnung von Neuem, und die Geschichte befindet sich immer im Jahre null». (in: Watzlawick, Münchhausens Zopf oder Psychotherapie und Wirklichkeit; Huber/Hogrefe Verlag)


«Beziehungen sind keine konkreten Größen, sondern wie mathematische Funktionen irreale Entitäten. In Beziehungen sind wir selbst enthalten, in ihnen sind wir nur Teil eines größeren Ganzen, dessen Totalität wir ebenso wenig erfassen können, wie es unmöglich ist, seinen eigenen Körper als Ganzes wahrzunehmen, da die Augen als Wahrnehmungsorgane selbst Teil der wahrzunehmenden Ganzheit sind.» (in Watzlawick/ Beavin/Jackson: Menschliche Kommunikation, Huber/Hogrefe Verlag). Beziehungen entstehen aufgrund von Kommunikation – man kann sich nicht nicht verhalten, ist Watzlawicks Credo im Rahmen der pragmatischen Kommunikationstheorie. Das Einzige, was von den Beziehungen zwischen Menschen sichtbar ist, sind ihre Worte und Gesten, hatte Jay Haley einmal gesagt. (in Watzlawick/Nardone: Kurzzeittherapie und Wirklichkeit. Eine Einführung; Piper Verlag)