«Nur das erfolgreiche Umgehen mit Problemen, nicht eine problemfreie Welt kann Ziel einer verantwortungsbewussten Therapie sein. (…) Das Kriterium bleibt die Anwendung – aber nicht im Sinne des bekannten Witzes: Klavierspielen gibt es nicht; ich habe es selbst mehrmals versucht, und es ist nichts dabei herausgekommen.» (aus: Watzlawick, Die Möglichkeit des Andersseins; Piper Verlag)

Pragmatische Paradoxien im Alltag

Zu paradoxen Interventionen im Sinne von Lösungen 2. Ordnung erklärt Watzlawick  (Gespräch Thomas Martinek mit Paul Watzlawick, Trend 6/96) auf die Frage, wen die Schuld an Unternehmensproblemen treffe, «dass eine Organisation mehr und anders geartet ist als die bloße Summe ihrer Mitglieder. (…) Wir verfallen immer wieder in den Fehler, dass wir bei Vorliegen eines Problems den Sündenbock, den Schuldigen in Form einer Person suchen. Dass ein System seine eigenen Pathologien haben kann, die nicht rückführbar sind, fällt uns sehr schwer zu begreifen.» Starres Festhalten an einmal gefundenen Lösungen, das finde ich in meiner Arbeit überall, sei es im klinischen Bereich, sei es in der Biologie oder sonst. Dies ist meist der Grund für das Scheitern. Es liegt in der menschlichen Natur, dass sie starr an etwas festhält. ‹Wir haben das immer so getan, und das hat immer funktioniert, und daher machen wir das weiterhin so.› Auch wenn es längst nicht mehr angepasst ist.» Die Lösung wird so zum Problem. «Meines Erachtens ist es viel wirkungsvoller, wichtiger, praktischer und erfolgreicher, sich zu fragen, was müssten wir tun, um die Lage zu verschlechtern. (…) Aber ich möchte darauf verweisen, es muss eine lebensfähige Mischung aus Chaos und Ordnung gefunden werden, und die zu definieren ist sehr schwierig.  (Interview Monika Broecker mit Paul Watzlawick, Über konstruktivistische Ethik und Interventionen in Therapie und Beratung; LO 16/2002)

Verbinde alle 9 Punkte mit einem einzigen durchgängigen Strich (ohne abzusetzen) – Lösungen 2. Ordnung

«Was sind für Sie die erfolgversprechendsten Verfahren?», wird Watzlawick von einem Journalisten gefragt. «Das sind für mich die systemisch-konstruktivistischen Methoden, die ich selber favorisiere», so Paul. «Sie basieren auf der Systemlehre, nach welcher der Patient kein unabhängiges Individuum ist, sondern ein System von Beziehungen. Wenn ich mit einem Ehepaar arbeite, ist für mich die Beziehung der beiden untereinander der ‹Patient›. Ich suche nicht nach Gründen in der Vergangenheit, sondern untersuche die Situation im Hier und Jetzt. Für mich ist der akute Leidensdruck der Patienten maßgebend. (…) «Es geht nicht um Richtig oder Falsch, sondern um Wirksam oder Unwirksam» (Gespräch Leska Kaufmann mit Paul Watzlawick, SWR2-Nachtradio 1994)

«Ich bin überzeugt, dass injunktive Sprachformen und selbsterfüllende Prophezeiungen eine zentrale Stellung im Rahmen moderner Therapieansätze einnehmen werden – eine Stellung, die sie natürlich in der Hypnotherapie schon immer hatten. Denn was ist eine hypnotische Suggestion, wenn nicht eine ‹Injunktion› (also eine Aufforderung), sich zu verhalten, als ob etwas Bestimmtes der Fall wäre – etwas, das dadurch ‹wirklich› wird, weil jene Verhaltensverschreibung befolgt wurde. Dies aber bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass derartige Verhaltensaufforderungen im buchstäblichen Sinne andere Wirklichkeiten konstruieren, genau wie Zufallsereignisse nicht nur menschliche Lebenssituationen verändern können, sondern bekanntlich vor allem in der kosmischen wie in der biologischen Evolution entscheidende Wirkung haben.» (in: Nardone/Watzlawick: Irrwege, Umwege und Auswege. Zur Therapie versuchter Lösungen; Huber/Hogrefe Verlag)

«Meine These betrifft die offensichtliche Tatsache, dass viele Aspekte der Psychotherapie unklar, umstritten, esoterisch und widersprüchlich sind und dass insbesondere ihr Hauptvehikel – die Sprache – nur ungenügend verstanden wird», ist Watzlawick der Meinung. «Was ich zeigen möchte, ist, dass gewisse Eigenschaften der Sprache in sich und aus sich heraus therapeutisch genannt werden können; sie können menschlichem Verhalten nicht durch ihren Inhalt helfen, sondern durch ihre Struktur. Eigenartigerweise wurde diesen Wirkungen der Sprache in der generellen Psychotherapie wenig Aufmerksamkeit geschenkt, während sie in der Hypnose schon seit langer Zeit verwendet werden.» (in Watzlawick, Hypnotherapy without Trance; in Zeig: Ericksonian Psychotherapy; Brunner/Mazel Publishing Company)